Die Ausstellung wirft ein Licht auf die preußische Rheinprovinz während der umstürzenden politisch-sozialen und kulturellen Entwicklungen zur Zeit des letzten Deutschen Kaisers und der jungen Weimarer Republik. In der Ära Wilhelms II. (1888-1918) trafen traditionelle Herrschaftsvorstellungen mit politischen Neuorientierungen und einem grundlegenden Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Das Rheinland bildete innerhalb des Deutschen Reiches einen der bedeutendsten Kernräume von Industrialisierung und Urbanisierung, von politischem Katholizismus und Arbeiterbewegung. Der Gegensatz zwischen Modernisierung und dem Festhalten an überkommenen Strukturen und Milieus trat immer deutlicher zutage. Vieles von dem schien sich in der schillernden Figur Wilhelms II. zu verkörpern, der wie seine Zeit den Stempel der Rastlosigkeit trug und versuchte, mit der von ihm neu definierten und vielseitig ausgefüllten Kaiserrolle diesen wachsenden Zwiespalt wieder zu schließen.
Motiv links: Ludwig Noster, Kaiser Wilhelm II., Berlin 1900, im Auftrag v. Gustav Krupp v. Bohlen u. Halbach; Fanfarentuch Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, um 1930
Die Ausstellung zeigt die Erfolge und Misserfolge dieser Politik auf und beschreibt das preußische Rheinland als vielfältige Pionierregion. Weltkrieg, Revolution und Zusammenbruch des Kaiserreichs sorgten für einen grundlegenden Politik- und Regierungswechsel. Heftige Auseinandersetzungen innerhalb der unvorbereitet an die Regierung gekommenen Parteien und Kämpfe mit den Republikfeinden von links und rechts kennzeichneten die Anfangsjahre der neuen Republik.
Besonders belastend wirkte sich der 1920 in Kraft getretene Versailler Vertrag mit den von ihm verhängten Gebietsbesetzungen, Reparationen und späteren Strafaktionen für das Rheinland aus. Belgische und französische Truppen auf dem linken Rheinufer, die Besetzung rechtsrheinischer Städte 1921 und des gesamten Ruhrgebiets 1923 ließen die Republik vorerst nicht zur Ruhe kommen und luden die ohnehin erbittert geführten Auseinandersetzungen um Kriegsschuld, Kriegsende, Unterzeichnung des Versailler Vertrages und politisch-soziale Systemfragen noch weiter auf. Damit einher gingen wirtschaftliche Schwierigkeiten, die 1923 in einer Hyperinflation mündeten.
Die soziale Not, das Taktieren der auf die Kooperation mit bürgerlichen und militärischen Kräften setzenden Reichsregierung und der rechtsgerichtete Kapp-Putsch riefen Streik- und Protestaktionen hervor, die schließlich 1920 im flächendeckenden Aufstand der „Roten Ruhrarmee“ gipfelten.
Motiv links: Das Feldherrn-Spiel. Das Spiel der Zukunft für Jung und Alt, Leipzig um 1912: Schachtel und Spielkarten
Der letzte Ausstellungsbereich widmet sich dem Weiterwirken von Entwicklungen, Strukturen, politischen Ressourcen, Einstellungen und Konfliktlösungsmustern. Dabei werden neben Umbrüchen auch Kontinuitäten sichtbar, die sich über den Wechsel von der Monarchie zur Republik erhalten haben. So kennzeichneten etwa zukunftsweisende Modernisierungen Im Schul- und Bildungswesen, parlamentarische Reformen und eine umfassende Politisierung in Parteien und Verbänden die späte Kaiserzeit und wurden in der Weimarer Republik weiter entfaltet. Daneben verweist der Rundgang auf gravierende Modernisierungsprozesse und gesellschaftlichen Wandel in den 1920er Jahren: so bei der Berufstätigkeit von Frauen.
Motiv links: Preußenrad (zwei Scheiben mit Sichtfenstern, Drehfunktion und mit Informationen zu den Regierungsbezirken des Freistaates Preußen), Frankh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart um 1930
Die Ausstellung „Von Wilhelm nach Weimar – Zwischen Monarchie und Republik“ ist Teil des Bauhaus-Jubiläums in NRW. 100 jahre bauhaus im westen ist ein Projekt des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft und der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe. Schirmherrin ist Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Weitere Informationen zum Verbundprojekt finden Sie unter: Infos zu 100 Jahre Bauhaus im Westen
Die Ausstellung wird unterstützt durch:
euregio rhein-maas-nord
Kulturgeschichtliches Netzwerk Rhein-Maas