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Museumsansicht von der Zitadelle

Das Museum in der Zitadelle

Das LVR-Niederrheinmuseum Wesel in der Zitadelle Wesel

Die Zitadelle Wesel

Wer heute von Westen über die neue Rheinbrücke nach Wesel kommt, kann sich nur schwer vorstellen, dass ein Zugang in die Stadt von dieser Seite aus damals nicht möglich war.


Als ein besonders geschützter Bereich der Festung Wesel wurde 1687 am Rheinufer die Zitadelle errichtet. Auf Drängen der mit dem Kurfürsten von Brandenburg verbündeten Niederlande sollte der Stützpunkt Wesel zu einer stark befestigten Nachschubbasis und als Rückhalt für gemeinsame brandenburgisch-niederländische Operationen ausgebaut werden.

Gerade in ihrer Anfangszeit avancierte die Festung Wesel zur stärksten aller brandenburgisch-preußischen Festungen und war ein bedeutender Stützpunkt am Rheinufer. Der gemeinsame Gegner war Frankreich, dessen Expansionsdrang unter Ludwig XIV. auf diese Weise ein fester Riegel vorgeschoben werden sollte. In den folgenden Jahrzehnten erfüllte die Festung Wesel die ihr zugedachte strategische Funktion und wurde genutzt, um die Rekatholisierung des Niederrheins zu verhindern.

Im Feldzug 1689 und während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1713) bildete die Festung Wesel die militärische Basis für alle Operationen brandenburgisch-preußischer Truppen im nördlichen Rheingebiet. Vom Stützpunkt Wesel gingen auch die preußischen Kriegsoperationen aus, die 1702 zur Besetzung der Grafschaften Moers und Lingen sowie zur Einnahme von Geldern führten. Diese Gebiete erhielt Preußen 1713 im Friedensschluss von Utrecht. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) gelangte die Festung in französische Hand und verblieb darin bis zum Friedensschluss.

In napoleonischer Zeit fiel Wesel im Vertrag von Schönbrunn 1805 an Frankreich, das Wesel zum zentralen Rüst- und Versorgungsplatz Frankreichs machte und von hier aus den rechtsrheinischen Satellitenstaat Berg kontrollierte. Erst nach langwieriger Belagerung kapitulierte die französische Garnison 1814 vor den preußischen Truppen. Danach sollte die Festung Wesel erst wieder im März 1920 unmittelbar in Kampfhandlungen verwickelt werden: als Stützpunkt von Reichswehrtruppen im Kampf gegen die Rote Ruhrarmee.

Als abgeschlossener Militärbezirk wurde die Festung auch zur Unterbringung von Gefangenen genutzt: Vom einfachen Verbrecher bis zum politischen Häftling und Kriegsgefangenen haben viele Bekanntschaft mit der Festung Wesel gemacht. Zu den bekanntesten gehören der französische Marquis de La Fayette (1792) und der spätere polnische Präsident Marschall Pilsudski (1917).

Neben Kriminellen und Kriegsgefangenen sind zwei spezielle Häftlingsgruppen aus napoleonischer Zeit bezeugt. Nach dem gescheiterten Aufstandsversuch des Majors von Schill gegen Napoleon wurden hier 1809 elf seiner Offiziere inhaftiert und auf Befehl Napoleons hingerichtet.

1813 hielt man hier 148 Seminaristen und Theologiestudenten aus Gent gefangen, die sich Napoleons Kirchenpolitik verweigert hatten.

Die Zitadelle Wesel beherbergte in ihren Mauern neben der Kommandantur verschiedene Magazine und Unterkünfte und ist bis zum heutigen Tage geprägt von ihren brandenburgischen, preußischen und französischen Bauten. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts floss der Großteil der Weseler Festungsgelder in den Zitadellenbau. Die Baumeister waren Hugenotten; französische Glaubensflüchtlinge, die den Theorien ihres französischen Lehrmeisters Marschall Sébastian Le Prestre de Vauban folgten. Dieser prägte den europäischen Festungsbau nachhaltig. So entstand in Wesel die modernste Festung Brandenburg-Preußens, während brandenburgische Ingenieure sonst noch nach Prinzipien der niederländischen Schule bauten.

Die "Hugenottenfestung" Wesel steht so in engem Zusammenhang mit der Toleranzpolitik Brandenburg-Preußens, die den französischen Reformierten nach der Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV. 1685 Zuflucht gewährte. Die Festung Wesel mit ihren verschiedenen Bauwerken aus französischer und brandenburgisch-preußischer Zeit veranschaulicht so auch die wechselnden Herrschaftsverhältnisse am Niederrhein.

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